- Das zuständige Amtsgericht hat dem Antrag der Eisengießerei entsprochen und das Schutzschirmverfahren angeordnet
- Friedrich Wilhelms-Hütte (FWH) geht diesen Weg, um erforderliche Restrukturierungsmaßnahmen bei uneingeschränkt laufendem Geschäftsbetrieb umzusetzen
- Geschäftsführung und Restrukturierungsteam informieren Belegschaft in Mülheim an der Ruhr über die weiteren Schritte
Die Friedrich Wilhelms-Hütte Eisenguss GmbH, führender Hersteller von Eisen- und Stahlgussprodukten aus Mülheim an der Ruhr, hat gestern beim Amtsgericht Antrag auf Eröffnung eines Schutzschirmverfahrens gestellt. Das Gericht hat diesem entsprochen und die vorläufige Eigenverwaltung über die Gesellschaft angeordnet. Die mit ihr verbundene Friedrich Wilhelms-Hütte GmbH, die ausschließlich für Verwaltungsaufgaben inklusive des Einkaufs und des Vertriebs zuständig ist, geht ebenfalls diesen Weg. Durch die gerichtliche Anordnung des Schutzschirmverfahrens bleibt die Leitung der Gesellschaften in den Händen der Geschäftsführung.
„Die Corona-Krise hat bei uns zu massiven Auftragsrückgängen und Umsatzverlusten geführt. Wir haben uns daher entschieden, die Friedrich Wilhelms-Hütte im Rahmen des Schutzschirmverfahrens zu restrukturieren und für die Zukunft neu aufzustellen“, sagt Mark Vierbaum, Geschäftsführer der Friedrich Wilhelms-Hütte Eisenguss GmbH sowie der Friedrich Wilhelms-Hütte GmbH. „Wir haben bereits erste Vorkonzepte für die Sanierung erarbeitet und wollen diese nun in den nächsten Wochen und Monaten gemeinsam mit allen wesentlichen Beteiligten im Detail ausarbeiten und umsetzen. Unser Ziel ist es, den langfristigen Fortbestand von FWH im Interesse von Mitarbeitern, Kunden, Lieferanten sowie Gläubigern sicherzustellen“, so Vierbaum weiter.
Unterstützung erhält er von Rechtsanwalt Dr. Dirk Andres von der überregional tätigen Kanzlei AndresPartner, der den FWH-Gesellschaften ab sofort als Generalbevollmächtigter zur Seite steht. Zusammen mit seinem Team ausgewählter Experten hat er in den vergangenen Jahren eine Vielzahl von Unternehmen bei ihren Sanierungsprozessen erfolgreich begleitet. „Das Schutzschirmverfahren ist ein effektives Instrument zur Restrukturierung und Sanierung von Unternehmen. In den kommenden Wochen werden wir jetzt Gespräche mit allen wesentlichen Beteiligten aufnehmen und auf der Grundlage dessen unsere Pläne zur Neuaufstellung des Unternehmens vorantreiben“, erläutert Andres die anstehenden Schritte. Bei diesem Vorhaben wird das Unternehmen auch durch den gerichtlich bestellten vorläufigen Sachwalter, dem sanierungserfahrenen Rechtsanwalt Prof. Dr. Jan Roth von der Kanzlei WELLENSIEK, begleitet. Seine Aufgabe ist es, das Unternehmen im gesamten Schutzschirmverfahren zu überwachen und die Interessen aller Gläubiger zu wahren.
Der Geschäftsbetrieb der Friedrich Wilhelms-Hütte Eisenguss GmbH sowie der Friedrich Wilhelms-Hütte GmbH wird unvermindert aufrechterhalten und fortgeführt. „Wir werden alle unsere Kunden selbstverständlich weiterhin in vollem Umfang, pünktlich und in gewohnter Qualität beliefern“, sagt Vierbaum. „Produktion, Termin- und Liefertreue sind auch während unseres Schutzschirmverfahrens gewährleistet – so wie man es von uns gewohnt ist“.
Die insgesamt rund 440 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Friedrich Wilhelms-Hütte Eisenguss GmbH und Friedrich Wilhelms-Hütte GmbH, die sich anteilig in Kurzarbeit befinden, wurden gestern in Mülheim an der Ruhr unter Berücksichtigung der erforderlichen Corona bedingten Sicherheitsvorkehrungen über die aktuelle Situation und das weitere Vorgehen informiert. Anstelle ihrer Löhne und Gehälter erhalten sie für die nächsten drei Monate Insolvenzgeld der Bundesagentur für Arbeit.
Weitere Informationen:
In der Eisengießerei der Friedrich Wilhelms-Hütte Eisenguss GmbH (FWH) in Mülheim an der Ruhr werden seit mehr als 200 Jahren gegossene Bauteile für verschiedenste Abnehmerbereiche hergestellt. Als traditionsreicher Hersteller von Gussprodukten ist FWH spezialisiert auf hochtechnologische Gusseisen- und Stahlgussstücke verschiedenster Legierungen. Im Bereich Stahlguss erstreckt sich der Produktbereich insbesondere auf Fahrwerksteile und Bauteile für den ballistischen Schutz, Gussteile für Schienenfahrzeugkupplungen, den allgemeinen Maschinenbau, Bremsscheiben und Verschleißguss wie Hämmer für Schredder-Anlagen. Die Kunden sind in den Branchen Wehrtechnik, der Schienenfahrzeugtechnik, der Bergbautechnik sowie im Maschinen- und Anlagenbau tätig. Der Bereich Eisenguss deckt schwerpunktmäßig die Produktbereiche Platten für Kunststoffspritzgießmaschinen, Zylinderblöcke für Großmotoren, Kokillen für die Stahl- und Schmiedeindustrie, Gehäuse für Gas- und Dampfturbinen und Mahlschüsseln für die Zement- und Mineralienindustrie ab. Das Kundenportfolio besteht aus deutschen und internationalen Unternehmen, die ihre Endprodukte in unterschiedlichen Endmärkten vertreiben. Bei der Friedrich Wilhelms-Hütte Eisenguss GmbH arbeiten 394 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der 2019 erwirtschaftete Umsatz lag bei 64,5 Millionen Euro.
In der Friedrich Wilhelms-Hütte GmbH werden alle erforderlichen Verwaltungsaufgaben inklusive des Einkaufs und des Vertriebs gebündelt. Dort sind 46 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Beide Gesellschaften sind Teil der GMH Guss Gruppe, deren Zwischenholding GMH Guss GmbH sich seit dem 27. April 2020 ebenfalls in einem Schutzschirmverfahren befindet. Die Muttergesellschaft Georgsmarienhütte Holding GmbH unterstützt das Schutzschirmverfahren. Internet: www.fwh-eisenguss.de